****** Nach seinem ersten Hit Space Oddity und der vielbeachteten gleichnamigen Langspielplatte schien der Weg für David Bowie zur Spitze frei. Die beginnenden 70er Jahre schrien förmlich nach etwas Neuen und da kam da der exaltierte David Bowie mit seiner außergewöhnlichen Bühnenshow gerade recht. Allerdings sollte es noch etwas dauern, bis er sich endgültig durchsetzen konnte. Zunächst schien es allerdings so, als solle er nach seinem Erstlingshit gleich wieder in der Versenkung verschwinden. Seine 1970 erschienenes Langspielplatte The Man Who Sold The World stieß auf sehr geringe Publikumsresonanz, obwohl gerade dieses Werk zu seinen besten Arbeiten gehört. Die geringe Publikumsresonanz kann man wohl damit erklären, daß ein Großteil des Publikums anno 1970 zum einen den Stars und Topgruppen der 60er Jahre die Stange hielt und zum anderen der aufkommenden Hard- und Heavyrockwelle Gehör schenkte. Dagegen hatte ein Künstler wie David Bowie mit seiner komplexen und intellektuell anmutenden Musik einen schweren Stand. Wie schon Space Oddity von 1969 enthält auch The Man Who Sold The World 9 Stücke, allesamt aus der Feder von David Bowie und von Tony Visconti produziert. Die einzelnen Stücke klingen mitunter sehr düster, dieser Eindruck wird durch David Bowies leicht brüchiger Stimme um ein vielfaches verstärkt. Das Album beginnt mit dem über 8 Minuten langen The Width Of A Circle, ein Stück, das ein wenig an Velvet Underground erinnert. Besonders auffällig an diesem Stück ist die exzellente Rhytmusarbeit von Tony Visconti (Baß) und Mick Woodmansey (Schlagzeug) sowie das Gitarrenspiel von David und Mick Ronson. In All The Madman nimmt David die düstere Grundstimmung seines Hits Space Oddity auf. Black Country Rock ist ein kraftvoller, für die Hitparaden allerdings wenig tauglicher Rocker. Richtig düster, mit Anklängen an Syd Barrett klingt das versponnen anmutenden After All. Eher nach einem kommerziellen Rocker klingt Running Gun Blues, ohne gleich in kommerziellen Gewässern zu schwimmen. Das glatte Gegenteil davon ist das etwa düstere Saviour Machine, das wie ein frühe Rohfassung von dem klingt, was Bowie um 1976/77 auf den Alben Station To Station, Low und Heroes gespielt hat. Richtig unmelodisch klingt She Shook Me Cold, ein Stück, das ein wenig an Jimi Hendrix erinnert. Der absolute Höhepunkt des Albums ist das Titelstück The Man Who Sold The World, ein düsteres Stück mit einer teilweise sehr bedrohlichen Atmosphäre. Dieses Stück mit seinem markanten Gitarrenriff klingt wie die (musikalische) Fortsetzung von Space Oddity. Als Single floppte eines der besten Bowie Stücke überhaupt im Jahre 1970. Ende 1973 nahm er The Man Who Sold The World mit der englischen Lulu noch einmal auf, die damit im Frühjahr 1974 einen internationalen Tophit landen konnte. So bekam dieses grandiose Stück mit vierjähriger Verspätung doch noch den die Anerkennung, die ihm gebührt. Den Abschluß eines außergewöhnlich guten Albums bildet The Superman, ein eher sperriges und unharmonisches Stück, an dem mit Sicherheit nur echte Bowie Fans Gefallen finden werden. Wie überhaupt nur echte Bowie Fans Gefallen an dem ganzen Album finden werden. Für sie ist The Man Who Sold The World Pflichtprogramm. Wer ihn allerdings einmal kennenlernen möchte, der sollte das nicht unbedingt mit diesen Album machen. Wer als Neuling mit The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars und Alladin Sane den Zugang zum Bowie der 70er Jahre gefunden hat, der kann bedenkenlos zu The Man Who Sold The World greifen. Ebenfalls bedenkenlos zugreifen können diejenigen, die einen verkannten Rockklassiker in seine Sammlung aufnehmen wollen. |